Resümee Nordkaptour
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Resümee

Kissing, Sonntag, 24.7.2022

Seit drei Tagen bin ich wieder zu Hause. Noch irgendwie ein wenig schlapp, müde und 7kg leichter als bei der Abfahrt. Aber das wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen geben.

Zunächst nochmal Dank an alle, die hier so fleißig kommentiert und mich damit sehr unterstützt haben. Gleiches gilt für die vielen Kommentare bei komoot und die Nachrichten via Messenger. Ohne euch wäre ich vielleicht gar nicht bis ans Nordkap gekommen. Im Stillen habe ich mir gedacht, wenn ich es bis zum Vänern schaffe, biege ich evtl. Richtung Osten nach Stockholm ab. Aber dann ging es doch immer weiter in den Norden. Irgendwann sagst du dir dann, jetzt schaffe ich es.

Sehr froh bin ich über meine Entscheidung, von der Haustüre aus zu starten. Es ist ein besonderes Gefühl, von zu Hause ans Nordkap gefahren zu sein. Kann ich jedem nur empfehlen. Auch, dass ich allein losgefahren bin, war aus meiner Sicht richtig. Zum einen konnte ich so mein Tempo, meinen Rhythmus (Pausen, Fotostopps etc.) finden. Allein hat auch den Vorteil, dass du schneller Kontakt findest. Vielleicht auf zwei oder drei Campingplätzen habe ich niemanden zum Reden gefunden. Einige Radler, die in meine Richtung fuhren, haben sich dazugesellt und es entstanden teilweise spannende Unterhaltungen. Kurz vor dem Nordkap habe ich dann Wilfried getroffen und wir sind zwei Wochen zusammengefahren, die letzten drei Tage zwischen Oslo und Göteborg dann zu dritt, mit Uwe.

Insgesamt bin ich von Kissing in rund 300 Stunden knapp 4.600 Kilometer bis zum Nordkap gefahren, habe dabei rd. 30.400 Höhenmeter bewältigt und war 8 Wochen unterwegs. Für den Rückweg habe ich dann nur noch 3 Wochen benötigt: von Honnigsvag nach Tromsö und von Finnsness bis Trondheim haben wir, insbesondere wegen des schlechten Wetters die Hurtigruten-Postschiffe genutzt. Das Frühstücksbuffet…mmhh 😊 Atemberaubend war die Einfahrt in den Trollfjord. Der Zug von Trondheim nach Oslo fährt durch eine wunderschöne Landschaft. Schließlich nahmen wir kurzentschlossen die Nachtfähre von Göteborg nach Kiel. Von Bad Hersfeld bin ich dann mit einem Mietwagen nach Hause gefahren. Die Luft war total draußen.

Drei Pannen: Lager der Pedale defekt = konnte gleich in Gemünden am Main getauscht werden- Dazu ein Kettenriss und sowie ein Speichenbruch. Beides konnte ich selbst beheben. Kette (und Kassette) habe ich danach in einer Fachwerkstatt wechseln lassen. Die ersetzte Speiche hat bis nach Hause gehalten, bzw. hält noch immer. Darauf bin ich echt stolz. Ich habe vorher nie eine Speiche gewechselt. Aber wenn du irgendwo allein in der Pampa stehst, muss es ja irgendwie weiter gehen. Das dritte yt-Video war eine gute Anleitung. Keine Reifenpanne 😊

Insgesamt habe ich zu viel Gepäck mitgenommen. Meine Vorgabe war ja: 25 kg. Und so habe ich die Taschen vollgestopft. Mit Dingen, die man evtl. gebrauchen könnte. Gestern habe ich ausgepackt und kam bei den überflüssigen Teilen auf ca. 5 Kg. Ok, ich hatte Karten im Gewicht von rd. 1,5 kg dabei. Da hätte ich besser mit Kopien der relevanten Ausschnitte arbeiten sollen. Leute, die ich unterwegs getroffen habe, haben nur elektronisch navigiert.

Dann hatte ich meinen Schwedischkurs dabei, in der Annahme, dass ich abends mal eine halbe Stunde reinschaue. Nicht ein Mal… Auch die Wörterbücher, Schwedisch, Englisch, musste ich nicht benutzten. Eine Übersetzungsapp bzw. die eigenen Englischkenntnisse reichen in Skandinavien bestimmt bei jedem aus. Ich hatte keine Probleme.

Außerdem habe ich einen E-Book-Reader mitgenommen. Die Abende, an denen ich zum Lesen gekommen bin, lassen sich an einer Hand abzählen. Zelt aufbauen, duschen, Essen machen, Unterhaltungen, Blog schreiben und schon war es 22 Uhr und ich bin hundemüde in den Schlafsack gefallen.

Mit dabei hatte ich ein Solarpanel. Das habe ich so gut wie gar nicht gebraucht. Die Campingplätze in Skandinavien haben alle eine Küche/Aufenthaltsraum, in dem ich meine Powerbanks laden konnte. Ich hatte auch nie „Angst“, dass etwas aus Versehen mitgenommen werden könnte. Apropos, Campingplätze: ich war überweigend auf Campingplätzen. Abends eine warme Dusche war mir nicht ganz unwichtig. Wildgezeltet habe ich nur an besonders schönen Stellen.

Wenn ich nochmal so eine lange Radreise machen würde, würde ich mich auf max. 15 Kilogramm Gepäck beschränken. Und vor Abfahrt überprüfen, brauchst des wirklich? Z.B. ein Fotostativ? 😊 ach, sind ja nur 600g. Drei Ersatzschläuche? Reichen nicht zwei und das Flickzeug? Aber egal, wichtig ist das gute Gefühl.

Unfälle oder Erkrankungen hatte ich zum Glück keine. Der Husten, den ich mir wohl im Regen auf Senja zugezogen habe, verging nach ein paar Tagen. Eine einzige brenzlige Situation, als ich meinte, die Autofahrerin würde anhalten und sie das von mir auch dachte. Durch den Schreck habe ich eine Vollbremsung hingelegt, konnte das Rad nicht halten und bin umgefallen. Dabei ist nur der Kettenschutz auf der Strecke geblieben 😊 Ich habe fast alle Autofahrer in Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen als sehr rücksichtsvoll wahrgenommen. In Deutschland die meisten.

Das zweite Malheur ist auf dem Rückweg, schon in Deutschland, passiert. Ich bin abends ohne Gepäck zum Einkaufen gefahren und beim Absteigen umgefallen. Das war der Punkt, wo ich mir gesagt habe, Franz, es wird gewaltig Zeit, dass du nach Hause kommst.

Insgesamt: es war eine sehr schöne Radtour. Ich bin froh, dass ich mich aufgemacht habe.

Ich habe die Eindrücke der Reise Tag für Tag schriftlich festgehalten. Hier im Blog steht teilweise nur ein gekürzter Text. Das Tippen auf dem Tablet am Abend war manchmal anstrengend. Ich werde daher in den nächsten Tagen/Wochen das Eine und Andere ergänzen.

Wie geht es weiter? Jetzt werde ich erstmal im Ruhestand ankommen 😊 die Füße hochlegen, eine kühle Maß im Biergarten… vielleicht im September eine kleine MTB-Tour? 😊 Wir werden sehen…

6 Kommentare

  1. Pitt

    Lieber Franz ich bin gerade mal wieder über dein Resümee gestolpert und habe es auch das zweite Mal mit Freude gelesen.
    Es sind ja jetzt einige Monate vergangen, wie denkst Du heute darüber?
    Hast Du das Gefühl Du wirst noch einmal auf eine derartige Tour gehen.
    LG Pitt

    1. Lieber Pitt,
      ich bin froh, dass ich die Radtour (so) gemacht habe, wie ich sie gemacht habe. Ich zehre immer noch von den Erlebnissen. Da ich gleich zu Beginn meines Ruhestandes aufgebrochen bin, musste ich mich nach der Rückkehr erstmal in die neue Situation einfinden. Das war, bzw. ist, nicht einfach. Die letzten Monate haben mir klar gemacht, dass man seine “Träume” umsetzen sollte.

      Ja, ich würde, und werde, wieder eine größere Tour fahren. Vielleicht “nur” 8 Wochen. Mal schauen… zwei Ziele spuken mir schon im Kopf herum: John o Groats (Nordostschottland) und der Jakobsweg (S.d.C./Kap Finesterre/Cabo da Roca). Wir werden sehen.

      Dir auch alles Gute für den neuen Lebensabschnitt.

      LG
      Franz

  2. François

    Franz, je te félicite pour ton beau voyage, ta persévérance a pu t’amener au but que tu as fixé, un grand bravo!
    Tu as raison pour alléger au maximum les bagages, même moi avec mon vélo hyper léger , j’ai eu 3 kg en trop, pas assez utilisés!
    Bon repos à toi et tout content de t’avoir croisé 2 fois sur ta route
    François

  3. Siggi

    Respekt für deine Leistung und danke, daß du uns da hast teilnehmen lassen in Wort und Bild.
    Hast dir nun wahrscheinlich mit dieser Tour einen Traum erfüllt.
    Wünsch Dir nun alles Gute, erhol Dich gut und sicherlich hast du im Hinterkopf schon wieder so etwas in der Art.

  4. Ernest

    Das nennt man wohl einen runden Abschluss und liest sich wirklich gut vielleicht kannst Du ja ein Buch 📕 schreiben und das meine ich ganz echt. Ist auch gut dass Du vernünftig gehandelt hast wenn es irgendwie nicht weiterging auch sowas zeigt von Grösse. Ansonsten kann ich mich dem vorherigen Kommentar nur anschließen tolle Leistung und Respekt ✊

  5. Jürgen

    Schön, das du nach dem wohl größtem Abenteuer deines Lebens wieder gesund daheim angekommen bist. Du wirst sicher gut gepflegt und die Nachwirkungen deiner Reise werden dann schnell verschwinden.
    Nochmal meine Hochachtung vor dieser Energieleistung.

    PS: Ich mag auch Abenteuer, allerdings mindestens 2 Nummern kleiner…

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