Grosse Freiheit 2022
Nordkap 2022

Nordkap 2022

Bedenke: Ein Stück des Weges liegt hinter dir, ein anderes Stück hast du noch vor dir. Wenn du verweilst, dann nur, um dich zu stärken, nicht aber, um aufzugeben.

(Augustinus)

Zunächst hatte ich überlegt, am 12./13.5. in Flensburg zu starten. Nachdem Studium diverser Blogs und der Klimatabelle, denke ich, dass ein Start Mitte Mai in Flensburg wohl zu früh sein könnte. Ich will ja nicht vor dem Frühling/Sommer herfahren.

Daher werde ich in der 19. KW in Kissing beginnen. Ende Mai sollte ich dann in Dänemark sein, Anfang Juli auf den Lofoten, in der 30. KW am Nordkap und zum Herbstanfang zurück in Deutschland.

Voraussichtlicher Termin für die erste Pedalumdrehung: Montag, 9. Mai 2022 um 9:35 Uhr in Kissing (Stand: 2.5.22).

Wenn alles klappt, wie geplant:

  • Deutschland: Altmühl- und Taubertal, Main, Sinntal, Fulda- und Weserradweg, Nordseeküstenradweg ab Brunsbüttel; Aktualisierung 7.5.: ab Höxter der Nethe-Radweg und anschließend Ems-Radweg über Münster Richtung Norden, ab Glückstadt über Itzehoe dem Ochsenweg folgend bis Flensburg/Padborg (DK).
  • Dänemark, Nordseeküstenradweg bis Skagen – Frederikshavn, ca. 700km; Aktualisierung 7.5.: ab Padborg über den Heerweg bis Frederikshavn.
  • Fähre nach Göteborg
  • Göteborg – Schweden bis ungefähr zum Polarkreis – Lofoten, ca. 1900 km
  • auf den Lofoten, ca. 400km
  • von den Lofoten zum Nordkap, ca. 700 km
  • ein paar Stationen mit der Hurtigruten
  • Nordkap – Kirkeness – Helsinki, über Iron-Curtain-Trail, ca. 1900 km
  • Fähre Helsinki – Stockholm, evtl. mit Zwischenstopp auf den Aland-Inseln, evtl. auch mit der Fähre von Helsinki nach Kiel. Schaun mer mal…
  • Stockholm – Trelleborg, ca. 800 km
  • Fähre Trelleborg – Rostock
  • mit dem Zug nach Hause

Insgesamt ca. 7.600 km, Dauer ca. 135 Tage.

Und wenn ich es nicht bis zum Ende schaffe? Dann setze ich die Reise im nächsten Jahr mit einem Wohnmobil fort! Ich bin ja nicht auf der Flucht.

Meine Ausrüstung

Resümee

Kissing, Sonntag, 24.7.2022

Seit drei Tagen bin ich wieder zu Hause. Noch irgendwie ein wenig schlapp, müde und 7kg leichter als bei der Abfahrt. Aber das wird sich hoffentlich in den nächsten Tagen geben.

Zunächst nochmal Dank an alle, die hier so fleißig kommentiert und mich damit sehr unterstützt haben. Gleiches gilt für die vielen Kommentare bei komoot und die Nachrichten via Messenger. Ohne euch wäre ich vielleicht gar nicht bis ans Nordkap gekommen. Im Stillen habe ich mir gedacht, wenn ich es bis zum Vänern schaffe, biege ich evtl. Richtung Osten nach Stockholm ab. Aber dann ging es doch immer weiter in den Norden. Irgendwann sagst du dir dann, jetzt schaffe ich es.

Sehr froh bin ich über meine Entscheidung, von der Haustüre aus zu starten. Es ist ein besonderes Gefühl, von zu Hause ans Nordkap gefahren zu sein. Kann ich jedem nur empfehlen. Auch, dass ich allein losgefahren bin, war aus meiner Sicht richtig. Zum einen konnte ich so mein Tempo, meinen Rhythmus (Pausen, Fotostopps etc.) finden. Allein hat auch den Vorteil, dass du schneller Kontakt findest. Vielleicht auf zwei oder drei Campingplätzen habe ich niemanden zum Reden gefunden. Einige Radler, die in meine Richtung fuhren, haben sich dazugesellt und es entstanden teilweise spannende Unterhaltungen. Kurz vor dem Nordkap habe ich dann Wilfried getroffen und wir sind zwei Wochen zusammengefahren, die letzten drei Tage zwischen Oslo und Göteborg dann zu dritt, mit Uwe.

Insgesamt bin ich von Kissing in rund 300 Stunden knapp 4.600 Kilometer bis zum Nordkap gefahren, habe dabei rd. 30.400 Höhenmeter bewältigt und war 8 Wochen unterwegs. Für den Rückweg habe ich dann nur noch 3 Wochen benötigt: von Honnigsvag nach Tromsö und von Finnsness bis Trondheim haben wir, insbesondere wegen des schlechten Wetters die Hurtigruten-Postschiffe genutzt. Das Frühstücksbuffet…mmhh 😊 Atemberaubend war die Einfahrt in den Trollfjord. Der Zug von Trondheim nach Oslo fährt durch eine wunderschöne Landschaft. Schließlich nahmen wir kurzentschlossen die Nachtfähre von Göteborg nach Kiel. Von Bad Hersfeld bin ich dann mit einem Mietwagen nach Hause gefahren. Die Luft war total draußen.

Drei Pannen: Lager der Pedale defekt = konnte gleich in Gemünden am Main getauscht werden- Dazu ein Kettenriss und sowie ein Speichenbruch. Beides konnte ich selbst beheben. Kette (und Kassette) habe ich danach in einer Fachwerkstatt wechseln lassen. Die ersetzte Speiche hat bis nach Hause gehalten, bzw. hält noch immer. Darauf bin ich echt stolz. Ich habe vorher nie eine Speiche gewechselt. Aber wenn du irgendwo allein in der Pampa stehst, muss es ja irgendwie weiter gehen. Das dritte yt-Video war eine gute Anleitung. Keine Reifenpanne 😊

Insgesamt habe ich zu viel Gepäck mitgenommen. Meine Vorgabe war ja: 25 kg. Und so habe ich die Taschen vollgestopft. Mit Dingen, die man evtl. gebrauchen könnte. Gestern habe ich ausgepackt und kam bei den überflüssigen Teilen auf ca. 5 Kg. Ok, ich hatte Karten im Gewicht von rd. 1,5 kg dabei. Da hätte ich besser mit Kopien der relevanten Ausschnitte arbeiten sollen. Leute, die ich unterwegs getroffen habe, haben nur elektronisch navigiert.

Dann hatte ich meinen Schwedischkurs dabei, in der Annahme, dass ich abends mal eine halbe Stunde reinschaue. Nicht ein Mal… Auch die Wörterbücher, Schwedisch, Englisch, musste ich nicht benutzten. Eine Übersetzungsapp bzw. die eigenen Englischkenntnisse reichen in Skandinavien bestimmt bei jedem aus. Ich hatte keine Probleme.

Außerdem habe ich einen E-Book-Reader mitgenommen. Die Abende, an denen ich zum Lesen gekommen bin, lassen sich an einer Hand abzählen. Zelt aufbauen, duschen, Essen machen, Unterhaltungen, Blog schreiben und schon war es 22 Uhr und ich bin hundemüde in den Schlafsack gefallen.

Mit dabei hatte ich ein Solarpanel. Das habe ich so gut wie gar nicht gebraucht. Die Campingplätze in Skandinavien haben alle eine Küche/Aufenthaltsraum, in dem ich meine Powerbanks laden konnte. Ich hatte auch nie „Angst“, dass etwas aus Versehen mitgenommen werden könnte. Apropos, Campingplätze: ich war überweigend auf Campingplätzen. Abends eine warme Dusche war mir nicht ganz unwichtig. Wildgezeltet habe ich nur an besonders schönen Stellen.

Wenn ich nochmal so eine lange Radreise machen würde, würde ich mich auf max. 15 Kilogramm Gepäck beschränken. Und vor Abfahrt überprüfen, brauchst des wirklich? Z.B. ein Fotostativ? 😊 ach, sind ja nur 600g. Drei Ersatzschläuche? Reichen nicht zwei und das Flickzeug? Aber egal, wichtig ist das gute Gefühl.

Unfälle oder Erkrankungen hatte ich zum Glück keine. Der Husten, den ich mir wohl im Regen auf Senja zugezogen habe, verging nach ein paar Tagen. Eine einzige brenzlige Situation, als ich meinte, die Autofahrerin würde anhalten und sie das von mir auch dachte. Durch den Schreck habe ich eine Vollbremsung hingelegt, konnte das Rad nicht halten und bin umgefallen. Dabei ist nur der Kettenschutz auf der Strecke geblieben 😊 Ich habe fast alle Autofahrer in Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen als sehr rücksichtsvoll wahrgenommen. In Deutschland die meisten.

Das zweite Malheur ist auf dem Rückweg, schon in Deutschland, passiert. Ich bin abends ohne Gepäck zum Einkaufen gefahren und beim Absteigen umgefallen. Das war der Punkt, wo ich mir gesagt habe, Franz, es wird gewaltig Zeit, dass du nach Hause kommst.

Insgesamt: es war eine sehr schöne Radtour. Ich bin froh, dass ich mich aufgemacht habe.

Ich habe die Eindrücke der Reise Tag für Tag schriftlich festgehalten. Hier im Blog steht teilweise nur ein gekürzter Text. Das Tippen auf dem Tablet am Abend war manchmal anstrengend. Ich werde daher in den nächsten Tagen/Wochen das Eine und Andere ergänzen.

Wie geht es weiter? Jetzt werde ich erstmal im Ruhestand ankommen 😊 die Füße hochlegen, eine kühle Maß im Biergarten… vielleicht im September eine kleine MTB-Tour? 😊 Wir werden sehen…

Hier geht es zum Kurz-Reisebericht (Zusammenfassung als pdf) und hier zum Tagebuch der Tour.

Die Tour in Zahlen

Weitere Informationen, Links zu interessanten Seiten, findest du auf der Seite “Lesezeichen“.

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